Projektbericht Januar 2024

Windenergie für Tula/ Äthiopien 25.1. – 10.2.2024

Mitreisende

(v. li. n. re.):
Joachim Hahn (Rüsseina, Stadt Nossen), Werner Hofmann (Cossebaude), Konrad Eckelmann (Ziegenhain, Stadt Nossen), Stephan Drechsel (Görlitz), Theodor Mönnig (Görlitz), Michael Mönnig (Görlitz), Martin Menzel (Bodenbach, Stadt Nossen), Johannes Bielor (Leuben, Stadt Nossen)

Inhalt

  1. Ausgangslage
  2. Ziel der Projektreise Jan./ Febr. 2024
  3. Reiseinformationen/ Zollabfertigung
  4. Ankommen in Addis Abeba, Hotelwahl, Besorgungen, Besuch des Leiters der Entwicklungshilfeabteilung der Mekane Yesus-Kirche
  5. Tula – Stand der Dinge
  6. Umsetzung der Ziele
    1. Auswechslung der PV-Holzunterkonstruktion am E-Haus 1
    2. Installation und Programmierung zweier Batterie-Spannungssensoren
    3. Vorbereitende Arbeiten zur Wiederinbetriebnahme der Windkraftanlage
    4. Installation einer autarken Energieanlage in der Kale Hiywot church
    5. Dokumentation des bisherigen Ausbaustatus`, Probleme des Netz- und Mastzustandes
    6. Stromverbrauchsmessungen, Klärungen bzgl. des Verbraucherverhaltens der Stromnutzer
    7. Die Schule Tula - Sondierungsgespräche zwecks einer Partnerschaftsbeziehung
  7. Finanzielle Überlegungen zum Unterhalt der Energieanlage
  8. Die Dorfversammlung am So., 4. 2. 2024 – Klärung von Fragen
  9. Das Leben im Dorf
  10. Unser Leben in Tula
  11. Perspektiven
  12. Gesamtkosten der Projektfahrt 2024
  13. Dank

1. Ausgangslage

Im Januar/ Februar 2023 konnte eine neunköpfige Gruppe umfassende Arbeiten zur Komplettierung der zwei Elektrozentralen erledigen. In der bestehende Hauptzentrale (E-Haus 1) konnte die gesamte PV-Reglerstrecke (6 Regler) durch neue Geräte ergänzt und auf einer großen Holztafel komplett neu und übersichtlich montiert werden. Dementsprechend wurde das 2022 nur zum Teil installierte E-Haus 2 am anderen Ende des Dorfes (Bereich „Trompete“) komplett mit Solarplatten (6 KWp) und 4 Reglern bestückt und in Betrieb genommen.
Um dem Problem „Überspannung“ (Blitzeinschläge?) Herr zu werden, wurden in der Nähe der beiden E-Häuser Blitzschutzventile an den Masten mit langen Erdungsbändern installiert.
Zudem wurden mit den Dorftechnikern neue Kabelausbaustrecken geplant.
Festgestellt wurde 2023, dass die PV-Holzunterkonstruktion auf zwei der drei Dächer am E-Haus 1 am Verfaulen war, was bereits eine Hauptaufgabe für die Montageaktion 2024 vorzeichnete.
Da sich bei der einen der beiden evangelischen Kirchen (Kale Hiywot church) ein erhöhter Strombedarf abzeichnete, wurde mit den Kirchenältesten der Plan geschmiedet, 2024 daselbst eine separate Stromversorgung aufzubauen, wobei die Kirche die Kosten für PV und Batterien selber tragen sollte.

2. Ziel der Projektreise Jan./ Febr. 2024

Folgende Ziele waren für die Projektaktion 2024 gesetzt:

  1. Auswechslung der PV-Holzunterkonstruktion am E-Haus I
  2. Installation und Programmierung eines Batterie-Spannungssensors in beiden E-Häusern
  3. Vorbereitende Arbeiten zur Wiederinbetriebnahme der Windkraftanlage im E-Haus I
  4. Komplette Errichtung einer separaten Stromversorgung für die Kale Hiywot church mittels PV, Wechselrichter und Speicherbatterien
  5. Dokumentation des bisherigen Ausbaustatus`, Probleme des Netz- und Mastzustandes
  6. Klärungen bzgl. des Verbraucherverhaltens der Stromnutzer
  7. Sondierungsgespräche mit der Schule in Tula zwecks evtl. Begründung einer Partnerbeziehung zu einer Görlitzer Schule.

3. Reiseinformationen/ Zollabfertigung/ Preisentwicklungen

Wir reisten in diesem Jahr von Leipzig aus über Istanbul mit Turkish Airlines (ca. 600 Euro/ Person), da die Flugkosten bei Ethiopian Airlines deutlich höher lagen. Wie in den Vorjahren auch geschah die Anreise in zwei Gruppen. Die erste startete am 25. 1. als Vorgruppe, um alle Vorbereitungen und Einkäufe zu realisieren (vier Personen). Die zweite Gruppe (4 Personen) startete dann am 27. 1. und konnte dann ohne Aufenthalt in Addis per Minibus (300 Euro) direkt in den Süden kommen.
Neben einigem elektrotechnischen „Kleinkram“ waren in den Koffern der Reiseteilnehmer ein PV-Regler und ein Hybrid-Solarwechselrichter (3,5 KW). Gerade letzterer hätte uns am Zoll Schwierigkeiten bereiten können, obwohl Solargüter zollbefreit sind. Hier kam uns aber die Nachmitternachtsstunde zu passe. Offenbar war der Durchleuchtungsbeamte so müde, dass alles ohne Beanstandung durchging, worüber wir sehr froh waren. 2023 hatte es erhebliche Probleme und eine unglaublich hohe Zollzahlung gegeben.
Der Tauschkurs zum Euro stieg im verg. Jahr schwach an auf 1 Euro=60 äthiopische Birr EB (2023: 1:58; 2005 waren es 1:10).
Die Preise sind auch in Äthiopien am Steigen. Der Liter Diesel kostet nun nicht mehr umgerechnet 70 Cent, wie in früheren Jahren, sondern 1,30 Euro (2023: 1,12 Euro), die Miete des Jeeps incl. Fahrer kostete nun nicht mehr 3.500 EB (=61 Euro) wie im Jahr 2022 oder 4.000 EB (über 68 Euro) wie 2023, sondern 4.500 EB (75 Euro, und dies war ein „Freundschaftspreis). Alles incl. Driver. Diesel fällt extra an.
Was die Sicherheit im Lande betrifft, so gibt es in einzelnen Regionen durchaus eine ernstzunehmende Gefahrenlage. Separationsbestrebungen einzelner Ethnien bzw. Spannungen zwischen ihnen macht die Reise durch einzelne Regionen so unsicher, dass Einheimische davon dringend abraten. Dies betrifft neben dem Norden auch den Osten (Afar-Gebiet) und z. Z. auch Oromo-Gebiete. Ein geplanter Ausflug an die Awash-Fälle musste daher unterbleiben. Unser Projektgebiet gilt aber als sicher.

4. Ankommen in Addis Abeba, Hotelwahl, Besorgungen, Besuch des Leiters der Entwicklungshilfeabteilung der Mekane Yesus-Kirche

Dank der Familie unseres Freundes Wolde Giorgis Demissie wurden wir trotz aller Frühe ganz herzlich aufgenommen. Hier konnten wir uns, so gut es ging, in der kleinen Stube aufs Ohr legen. Am Morgen wurden wir – wie in jedem Jahr - mit einem wunderbar kräftigen Rührei-Frühstück versorgt.
In diesem Jahr war wenig Material zu besorgen, lediglich Kabel. Wichtig erwiesen sich Recherchen zu den Angeboten bzgl. PV-Platten und Batterien, da wir ahnten, dass die Kirche in Tula noch kein Material besorgt hatte. Auf diese Weise waren wir sehr konkret informiert und konnten die Kirche dann auch sehr konkret beraten.

Erstaunlich, dass in „unserem“ Laden (Universal-Electric am Piassa) nicht nur ein reiches PV-Angebot vorlag, sondern auch Speicher-batterien in drei Größen zu haben waren, alles freilich zu stolzen Preisen: 1 Watt PV kostet ca. 1,- Euro (in Deutschland mittlerweile unter 0,50 Euro). Auch die Batterien (Ritar, 12 V Deep cicle, Gel) hatten ihren Preis: (150 Ah: 508,- Euro; 200 Ah: 672,- Euro; 260 Ah: 770,- Euro).

Die begrenzte Besorgungslast am Tag unseres Ankommens machte einen Besuch im Büro der Entwicklungshilfeabteilung der Mekane-Yesus-Kirche möglich. Der dortige Leiter Dr. Abeya Wakwoya empfing uns mit großer Herzlichkeit. Hier konnten wir auch unseren offiziellen Partnerschaftsvertrag mit der Kirche wieder auf aktuellen Stand bringen.

Untergekommen war die Gruppe 1 für eine Nacht im Hotel Canaan (nun nicht mehr 17.00 Euro/Zimmer /Nacht ohne Frühstück, sondern 20,- Euro). Die gute Gastronomie entschädigt für sehr gewöhnungsbedürftige Sanitärverhältnisse auf den Zimmern.

5. Tula – Stand der Dinge

Jedes Jahr ist die etwas abenteuerliche Auffahrt von Hossaina nach Tula verbunden mit einem gewissen Herzklopfen: Was wird uns in Tula erwarten? Funktionieren die Anlagen noch? Mit welchen Problemen werden wir konfrontiert?
In diesem Jahr trafen wir am 28. 1. glücklicherweise auf relativ geordnete Verhältnisse. Beide Elektrohäuser waren intakt und aufgeräumt. Sowohl die beiden Wechselrichter als auch alle PV-Regler arbeiteten tadellos. Alle in der großen ratten-sicheren Kiste verstauten Dinge (im E-Haus 1) waren unversehrt. Auch der Werkzeugbestand war – bis auf wenige Fehlstellen – komplett. So konnte die erste Vorgruppe das Zeltlager errichten sowie Küchenutensilien, Dusche und Toilette reaktivieren. Ein Tisch musste aus einer Kabeltrommel und Bretterresten gezimmert werden, da unser Tisch vom vergangenen Jahr nicht mehr existierte. Die zweite Gruppe traf dann am Montag, den 29. 1. in Tula ein. Ab Dienstag, den 30. 1. war die Mannschaft bereit zu Montagearbeiten.

6. Umsetzung der Ziele

6.1. Auswechslung der PV-Holzunterkonstruktion
am E-Haus 1

Das hatten wir vor Jahren so nicht erwartet: dass die Holzunterkonstruktion der PV-Anlage dermaßen schnell verwittern konnte. Wir hatten aus Schnittholz (Latten und Bretter) aus Eukalyptus ein Untergerüst gebaut, auf dem dann die PV-Platten mittels Metallwinkeln befestigt wurden. Im ver-gangenen Jahr mussten wir feststellen, dass eine Erneuerung dringend geboten ist. Nun stand die Frage: Wie muss die Unterkon-struktion beschaffen sein, damit sie dauerhaft hält? Imprägnieren? Dies haben wir beim 2. E-Haus (auf dem 2. Dach) durchgeführt. Der Erfolg muss sich noch zeigen. Zu vermuten ist aber, dass auch dies nicht wirklich der Durch-bruch ist. In die Schnittstellen des Holzes dringt Wasser und Fäulnis ein.
Deshalb entschlossen wir uns zu einer anderen und viel einfacheren und nahezu kostenlosen Variante: Wir verwendeten nun Eukalyptus-Rundstangen, die einfach längs auf das Wellblech geschraubt werden – ganz ohne weitere Querverbindung. Auf die Rundhölzer wurden dann die PV-Platten befestigt. Warum Rundhölzer? Diese versprechen – da sie „unverletzt“ sind – eine deutlich längere Lebensdauer.
Das Auswechseln der Unterkonstruktion stellte bei offener Sonneneinstrahlung auf 3.000 m Höhe üb. M. eine erhebliche Herausforderung dar, mussten doch die PV-Platten Stück um Stück gelöst und umgelegt, die alte Holzkonstruktion abgebrochen und die neue aufgebaut werden, wobei jedes Rundholz vor Verschraubung vorgebohrt werden musste. Dies nahm einige Tage in Anspruch.

6.2. Installation und Programmierung
zweier Batterie-Spannungssensoren

Parallel zu den Dacharbeiten konnten wir in beiden E-Häusern einen Batteriespannungssensor installieren und mittels der Victron-App programmieren. Dieser Sensor sendet per Bluetooth die reale Spannung der Batterien an die Laderegler, die wegen längerer Kabelstrecken und des damit verbundenen Spannungsabfalls ansonsten eine nicht reale Spannung annehmen. Damit kann der Ladevorgang deutlich optimiert werden.

6.3. Vorbereitende Arbeiten zur Wiederinbetriebnahme
der Windkraftanlage

Obwohl die Windkraftanlage intakt ist, kann sie weiterhin nicht in Betrieb genommen werden, da es bisher nicht möglich war, einen leistungsbegrenzenden Regler zu konstruieren. Leider gibt es für diese Spannungs- und Leistungsklasse (200 … 300 V AC, 3,5 KW) keine Regler auf dem Markt. Ein bereits dafür entwickelter Regler hat zwar funktioniert, war aber auf Dauer nicht standfest genug.
Da zur Batterieladung die hohe Spannung auf ca. 24 …. 29 V DC herabgesetzt werden muss, verwenden wir als „Abwärtswandler“ kostengünstige Inverterschweißgeräte, die dies tun (2 Stück parallel zwecks Überlastungsschutz). Damit im nächsten Ausbauschritt auch wirklich alle Voraussetzungen gegeben sind, haben wir mittels dieser Inverter das Windrad gestartet und den Ladevorgang kontrolliert anlaufen lassen. Bei mittlerem Wind leistet das Windrad ca. 0,2 …. 1,5 KW. Fast alle Nächste waren von mittlerem bis sehr starkem Wind begleitet. Bei Wiederinbetriebnahme könnte gerade die starke Nachtabsenkung der Batterien ausgeglichen werden, so dass dann am Morgen eine viel bessere Ausgangssituation zum Aufladen der Batterien durch PV gegeben wäre.

6.4. Installation einer autarken Energieanlage
in der Kale Hiywot church

Diese protestantische Kirche im Westen Tulas ist in den vergangenen Jahren immens erweitert worden. Ein schlichter Kirchenbau ist nun einem großen Betonbau gewichen. Mehrere Nebengebäude in Lehmbauweise gehören dazu. Da dieser Komplex rel. viel Energie abzieht, hatten wir mit den Kirchenältesten vereinbart, im Kirchen-gelände eine autarke Energieanlage zu installieren. Für uns ist dies auch gleich-zeitig ein neues Modell der Energiebe-reitstellung für größere Komplexe. Die Kirche sollte PV-Platten und Batterien beisteuern, wir den Wechselrichter, die Kabel und die Montage. Wie zu erwarten war, hatte die Kirche noch keine Mate-rialien besorgt, da sie sich nicht in der Lage dazu sahen (fachlich, finanziell).
Nach Gesprächen in der Kirche (Energie-bedarf, Kosten, reduzierte Dimensionie-rung) war dann die Kirche bereit, das Material in Addis zu besorgen. Hier erwiesen sich unsere vorigen Recherchen in Addis als ausgesprochen hilfreich, so dass wir der Kirche nun die genauen Typenangaben (incl. Preise) machen konnten. In nur zwei Tagen (!) traf das Material ein.
Am Samstag, den 3. 2. konnte unsere Gruppe mit vereinten Kräften die Solarplatten auf das Dach bringen (7x300 Wp) und Wechselrichter (Hybrid-Solar-WR 3,5 KW) sowie Batterien (4x 260 Ah) installieren, so dass es dann am Vorabend des Gottesdienstes mit Applaus in der Kirche „eigenes“ Licht gab. Wir gehen davon aus, dass die Dimensionierungen von PV und Batterien eine dauerhafte und ausreichende Aufladung der Batterien ermöglicht. Der Kostenpunkt der Gesamtanlage der Kirche liegt bei 6.000 Euro, wobei die Kirche selber den erstaunlichen Betrag von 4.500 Euro selber aufgebracht hat. Die Preise für Batterien und PV sind in Äthiopien fast doppelt so hoch wie in Deutschland.

6.5. Dokumentation des bisherigen Ausbaustatus`,
Probleme des Netz- und Mastzustandes

Auf Grund der umfangreichen Materiallieferung in den ver-gangenen zwei Jahren waren die Dorftechniker in der Lage, eine Vielzahl bisher nicht angeschlos-sener Wohnhütten anzuschließen. Dies setzte die Errichtung weiter Kabelstrecken voraus. Es ist erstaunlich, welche Leistung die Dorftechniker hier vollbracht haben. Um die neu verlegten Kabelstrecken zu begutachten und zu dokumentieren, waren weit ausgedehnte Märsche notwendig.
Auf diese Weise konnten Kabelwege und Verbrauchsstellen in eine Luftbildkarte eingezeichnet werden. Im Anhang bringen wir eine Übersichtskarte des Dorfes mit Kabelwegen und angeschlossenen Hütten.
Ernüchternd dagegen fiel die Begutachtung „alter“ Ausbaustrecken aus. Hier zeigten sich z. T. gravierende Probleme bzgl. des Zustandes der Holzmasten, die durch Fäulnis im Bodenbereich so in Mitleidenschaft gezogen waren, dass das Stromkabel die schief stehenden Masten hielten. Z. T. laufen die Stromleitungen durch Plantagen oder durch Gebüsche, so dass der Leitungsverlauf gefährdet ist. Manche Masten wurden „nachgesetzt“, was gar keine schlechte Idee ist. Wenn dies aber zu oft passiert, wir der Mast immer kleiner. Einen Tag lang musste eine Gruppe von uns nach einem Kurzschluss in einer Hauptleitung suchen. Der Grund: Ein Mast war ganz weggefallen. An einer Leitung aber hing immer noch die Schraubbefestigung, die die Isolierung der zweiten Phase durchgescheuert hatte.
Hier liegt eine große Aufgabe vor den Technikern. Entschuldigend muss gesagt werden, dass sie bisher sehr stark mit dem Netzausbau zu tun hatten. Wenn dies in Kürze abgeschlossen sein wird, werden hier größere Anstrengungen nötig sein, die gröbsten Schwachstellen abzustellen.
Dabei müssen die Techniker die Masten gar nicht selber setzen. Dazu sind die Familien bereit. Eukalyptusbäume gibt es in Tula in rauen Mengen. Die Techniker müssen nur auf Mängel hinweisen und dann die Umspannung vornehmen.
Hier deutet sich ein Generalproblem an: Eine Gesellschaft, die Jahrtausende ohne Vorsorge auskam, tut sich mit dem Thema „vorausschauende Wartung“ unglaublich schwer. Hier prallen Welten aufeinander. Die alten bäuerlichen Generationen lebten fast ausschließlich im „Heute“. Ging am Hakenpflug etwas kaputt, holte man sich aus dem Gebüsch eine passende Stange, und in kurzer Zeit ging es weiter. Kein Winter zwang sie, im Voraus für Brennholz zu sorgen. Nun sind sie mit einer Technik konfrontiert, die ohne vorausschauende Sorge nicht auskommt. Hier werden wir noch viel Beharrlichkeit und Geduld an den Tag legen müssen.

6.6. Stromverbrauchsmessungen,
Klärungen bzgl. des Verbraucherverhaltens der Stromnutzer

Neben dem Wartungsproblem bzgl. Masten und Stromleitung beschäftigt uns immer wieder das Verbraucherverhalten der Stromnutzer. Da die Anlage – je nach Jahreszeit – eine mehr oder weniger begrenzte Kapazität hat, bleibt die Begrenzung der Stromabnahme eine stätige „Bewusstseinsfrage“ in den Familien. Im vergangenen Jahr zeigte sich, dass die bereits vor Jahren von uns verfassten Nutzerverträge (incl. wichtiger Verbraucherhinweise) an die Familien nicht verteilt worden waren. Diese untersagen z. B. den Betrieb von TV-Geräten für Einzelverbraucher (nicht für Gemeinschafts-TV-Räume). 2023 dann wurde das Papier durch uns überarbeitet und in einer amharischen Fassung in ausreichender Stückzahl zur Verfügung gestellt. Im Zuge unserer Kontrollgänge in diesem Jahr zeigte es sich, dass die meisten Nutzer die Verträge erhalten hatten, einige – und es waren TV-Nutzer dabei – eben aber auch nicht (Gründe?). So war der Anteil der TV-Geräte von 2023 auf 2024 von 18 auf 25 gestiegen. Die Begrenzung der TV-Geräte bleibt eines der offenen Hauptprobleme, da natürlich das Bedürfnis nach diesem Gerät groß ist.
Insgesamt gesehen stieg der tägliche Gesamtenergieverbrauch von ca. 25 KWh 2023 auf ca. 35 KWh 2024 nur unwesentlich, wenn man bedenkt, dass in der Zwischenzeit noch mindestens ca. 40 Hütten neu angeschlossen wurden. Der Momentan-Energiebedarf liegt in der Abendstunde (Hauptverbrauchszeit) beim E-Haus I (Mitteldorf , Hinterdorf mit Mekane Yesus-Kirche, Hangdorf – also ca. 2/3 des Gesamtdorfes) zwischen 1.400 – 1.800 Watt. Das ist für die Menge der angeschlossenen Hütten (150 ?) immer noch erstaunlich moderat, bedenkt man, dass diese Energie in Deutschland allein von zwei Kochplatten (!) verbraucht wird.
Der Energieverbrauch des vergangenen Jahres (31. 1. 2023 - 31. 1. 2024) betrug im E-Haus I 6.309 KWh und im E-Haus II 2.796 KWh, macht zusammen rund 9.000 KWh/ Jahr für das gesamte Dorf (das sind in Deutschland gerade einmal zwei Haushalte). Der tägliche Durchschnittswert läge dann bei knapp 25 KWh, was deutlich weniger ist als die durch uns gemessenen 35 KWh/Tag. Der Grund liegt darin, dass in sonnenschwachen Zeiten (bes. die Regenzeit im Juli/August/September) die Energieversorgung deutlich geringer ausfällt und vermutlich auch tageweise unterbrochen werden musste (was für Städte in Äthiopien übrigens normal ist).

Wie können wir dem zeitweisen Strommangel begegnen?

  1. Änderung des Verbraucherverhaltens
    Ein Blick auf die Messgeräte im E-Haus I verrät ein Problem: Selbst in Stunden der absoluten Stille (4.00 Uhr nachts) lag z. B. am 2. 2. 2024 der Energieverbrauch allein im E-Haus I bei 680 Watt. Der Verbrauch in 8 Nachstunden betrug ca. 7 KWh. D. h., reichlich 1/4 des gesamten Tagesbedarfes wird in der Schlafenszeit verbraucht. Dies liegt nicht nur an Ladegeräten, die am Netz sind (zu Recht), sondern an vielen Glühbirnen, die einfach durchgängig angeschaltet bleiben. Dies zeigte sich auch in den Tagstunden. In vielen Hütten bleibt das Licht einfach an, selbst wenn niemand in der Hütte ist. Hier gäbe es ein erhebliches Einsparpotential. Dieses Problem haben wir zur großen Dorfversammlung angesprochen. Ob es sich herumspricht bleibt unsicher.
  2. Separierung größerer Verbraucher
    Dies betrifft die große Kale Hiywot church (Beton-Kirche). Die Installation einer autarken Energiever-sorgung konnten wir bereits realisieren (vgl. unter 6. 4.). Ob dies für weitere „Großverbraucher“ noch machbar ist, ist zu prüfen. Mit jeder Sonderanlage bringen wir auch extra Technik ins Spiel, was im Reparaturfall auch wieder Probleme machen kann.
  3. Nutzung des Windstromes
    Dies ist eine Reserve, die wir 2025 unbedingt wieder aktivieren müssen. Da die stärksten Winde in der Nacht wehen, könnte die Windkraftanlage die Spannungsabsenkung in den Batterien deutlich anheben helfen, was für den Ladestatus der Batterien sehr von Vorteil wäre.
  4. Netzunterstützung durch „Balkon-PV-Anlagen“
    Da am E-Haus I z. B. eine PV-Erweiterung nur noch sehr begrenzt möglich wäre (Ladeströme), planen wir eine sanfte Erweiterung der PV-Leistung mittels netzsynchronisierter kleiner „Balkon-PV-Anlagen“, die – montiert an fernen Punkten – Energie direkt ins Netz geben. Auch dies bleibt technisch begrenzt, würde aber durchaus wirtschaften helfen. So planen wir für 2025, auf einem Dach der Schule und der Mekane Yesus-Kirche jeweils eine Anlage mit ca. je 2 KWp-PV-Leistung (je 1,5 KW Wechselrichterleistung) zu installieren.

Mehr wird nicht möglich sein. Aus der Erfahrung heraus, dass die Strombereitstellung für die Dorfbevölkerung in den Abend- bis Morgenstunden am wichtigsten ist, kam in unserer Gruppe die Überlegung auf, ob es zukünftig in Mangelsituationen durchaus zumutbar wäre, per Automatik den Strom täglich z. B. zwischen 23.00 und 5.00 Uhr sowie 10.00 Uhr bis 15.00 Uhr abzuschalten. Dies sollte aber erst nach den oben beschriebenen Maßnahmen in Erwägung gezogen werden.

6.7. Die Schule Tula - Sondierungsgespräche
zwecks einer Partnerschaftsbeziehung

Insbesondere durch die Initiative ihres Schulleiters Ronny Staude erwägt die Bruno-Bürgel-Schule in Görlitz eine begrenzte Partnerschaft zur Schule in Tula zu begründen. Dazu stattete unsere Gruppe am 2. 2. 2024 einen offiziellen Besuch in der Schule Tula ab. Durch deren Direktor wurden wir sehr herzlich begrüßt. Wir konnten Einblick nehmen in den laufenden Schulalltag: In einem Klassenzimmer saßen 42 Schülerinnen und Schüler auf mehr oder weniger wackligen Schulbänken. Die Tafel hatte ein großflächiges Loch. Die Schulgebäude sind einfache Lehmbauten mit Blechdach. Die Klassenzimmer sind – da es keine Glasfenster gibt – dunkel. Licht fällt lediglich durch die offene Tür und durch ein lukenartiges „Fenster“. Das „Lehrmittelkabinett“ war zum Erbarmen. Da hingen an Stangen mehr oder weniger lädierte Papptafeln mit Darstellungen z. B. des menschlichen Körpers. Als Musikinstrument wurde uns eine Art Gitarre gezeigt, deren Klangkörper aus einem alten Plastkanister bestand. Eigentlich unbrauchbar.
Im Lehrerzimmer flackerte ein Feuer, auf dem Kaffee für uns bereitet wurde. Mit großer Freude und Herzlichkeit wurden wir mit Kaffee und Limonade bewirtet.

Wie kann man hier helfen?
Dies scheint nur möglich nach gründlicher Überlegung, was wirklich sinnvoll ist. Alles zu „modernisieren“ ist vermutlich wenig nachhaltig. Vielleicht ließen sich einfache Lehrmittel einführen (Land-karte, Schautafeln, ggf. Lehrmittel per Projektion, Gitarren für interessierte Schüler …?).
Sinnvoll werden Überlegungen erscheinen, die die Einrichtung eines Werken-Kabinetts zum Ziel haben. Hier könnten Lehrer wie Schüler sehr praktisch und lebensnah – auch unter Nutzung elektrischer Kleingeräte – ausgebildet werden.

Dass der Schuldirektor uns bereits am Folgetag ein gesiegeltes Schreiben der Schule übergab, zeigt das große Interesse der Schule an für die Begründung einer Art Partnerschaft. Das Schreiben wird von unserem Übersetzer Liranso Salomon für die Görlitzer Schule ins Englische übersetzt. Nun wird es an beiden Partnern liegen, was daraus werden wird. Wir hoffen sehr, dass es gelingt und unsere Energie-Initiative positive begleitende Auswirkungen zur Entwicklung der Bildungs- und Infrastruktur zeitigt.

7. Finanzielle Überlegungen zum Unterhalt der Energieanlage

Da wir wohl Material, aber keine Geldmittel in den Betrieb der Anlage fließen lassen, muss wenigstens der laufende Betrieb finanziell darstellbar bleiben.
Einnahmen werden generiert durch monatliche Strombeiträge. Diese belaufen sich bei 40 Birr/ Haushalt/Monat (= 0,66 Euro). Bei am Ende ca. 240 angeschlossenen Hütten müsste dies 9.600 Birr/Monat ergeben (=160 Euro).
Die drei Techniker verdienen monatlich z. Z. je 2.000 Birr, ergibt sich 6.000 Birr/Monat. Auch die Wächter in den Elektrohäusern erhalten einen Betrag (wie viel?). Deutlich wird, dass dabei kaum etwas übrig bleibt, ganz abgesehen davon, dass die Techniker zukünftig jeweils 3.000 Birr bekommen sollten, da ihnen nach Abschluss der Neuanschlüsse die von den Familien gezahlten Anschlusspauschalen abhandenkommen. Mit schlechterer Bezahlung liegt die Gefahr nahe, dass die Techniker abwandern (ein Problem, dass nicht nur Afrika hat). Damit wäre aber schon der Finanzrahmen gesprengt.
Es ist, wie oben bereits angedeutet, unglaublich schwer zu vermitteln, dass solch eine Technik nur mit ausreichender Finanzierung und vorausschauendem Wartungsgespür zu erhalten ist.

8. Die Dorfversammlung am So., 4. 2. 2024 – Klärung von Fragen

Da wir unser Projekt immer mit Bürgermeister und Ratsältesten abstim-men, ist eine Dorfversammlung unumgänglich. Hier haben die Dorfältesten die Chance, über Fortschritte und Probleme der Energieversorgung informiert zu werden bzw. darüber auch Beschlüsse zu fassen. Wie üblich wird auf solch einer Versammlung sehr bewegt und manchmal auch lautstark gestikuliert. Alles in allem aber stellt sie eine erstaunlich basisdemokratische Institution dar, die sehr unkompliziert und direkt Probleme in den Blick nimmt und Lösungen finden kann.

Folgende Themen konnten wir ansprechen:

  1. Stand des Ausbaus der Energieanlage
  2. Verbraucherverhalten (unnötige Stromverbräuche)
  3. Strombeiträge: Obwohl wir sehr stark für eine Erhöhung des monatlichen Beitrages auf 50 Birr (=0,83 Euro) plädierten, beschloss die Versammlung dennoch 40 Birr (=0,66 Euro). Aus unserer Sicht ist dies – wie oben beschrieben - zu wenig, um Techniker, Wächter und Diesel zu bezahlen. Wir werden hier noch einige Überzeugungsarbeit leisten müssen.
  4. Problem TV-Geräte: Hier wird eine Begrenzung angestrebt. Da die TV-Geräte ein Vielfaches des Stromes für Licht benötigen, überlegte die Versammlung, den Strombeitrag für TV-Betreiber auf ca. 200 oder gar 300 Birr heraufzusetzen. Damit kämen theoretisch (abzüglich der sonst gezahlten Beiträge) 5000 bzw. 6.500 Birr mehr in die Stromkasse. Wir sind gespannt, ob dies die Dorfältesten wirklich umsetzen können.
  5. Tätigkeit und Bezahlung der Techniker: Neben der Überlegung der Lohnerhöhung (vgl. unter 7.) mussten wir auf die gravierenden Mängel im Netz- und Mastzustand hinweisen. Wir gaben vor, dass nach Abschluss des Netzausbaues die Aufgabe der Techniker darin bestehen wird, Abschnitte des Netzes zu kontrollieren und Mängel abstellen zu lassen/ abzustellen.
  6. Perspektivische Überlegungen: Hier haben wir unsere Vorhaben für 2025 zur Energiestabilisierung erläutert.

9. Das Leben im Dorf

Das Dorf Tula liegt westlich der Stadt Hossaina auf der Randaufwölbung des Afrikanischen Grabenbruches in ca. 2.900-3.000 m ü. M. Es ist eine typische äthiopische Bergsiedlung in der Form eines Streudorfes. Die Wohnhütten liegen z. T. entlang der Hauptwege, wie eine Perlenkette aufgereiht.
An den Hängen aber sind diese lose verstreut gelegen, meist inmitten von Plantagen der Falschen Banane. Diese bis ca. 6 m hohe Pflanze gleicht einer Bananenstaude, ist aber etwas ganz anderes. Sie liefert in den Bergregionen des äthiopischen Südens das Hauptnahrungsmittel Kotscho und Bula. Ersteres wird aus Teilen des Stammes heraus gekämmt, wobei als Rest Fasern übrig-bleiben, die zu Geweben und Matten weiterverarbeitet werden. Das Bula wiederum – es ist das Wertvollere – wird aus der Wurzel mit einer Keule herausgeschlagen. Der dabei entstehende weißliche Brei beider Verfahren wird danach in einer Erdgrube ein Jahr lang fermentiert und danach als Nahrungsmittel in zwei- bis drei Zentimeter dicken Fladen verbacken oder als gewürzte Masse direkt gegessen.
Das sonst in weiten Teilen Äthiopiens angebaute und zu flachen sauerteigähnlichen Fladen verbackene Teff (die Fladen nennt man Ijera) wird in den Hochlagen eher nicht angebaut.
Ansonsten ernährt sich die Bevölkerung in Tula von Erbsen bzw. Weizen- oder Gerstenkörnern, die – geröstet – direkt verzehrt werden („Kollo“). Die Nahrung wird ergänzt durch Grünkohl, Weißkraut, Linsen, Kartoffeln oder – sehr selten im Jahr – durch Fleisch. Tiere werden nur zu Festen geschlachtet, zu denen dann auch viele Esser zur Stelle sind. Haltbar machen lässt sich das Fleisch ja nicht. Es ist augenscheinlich, dass der Gesundheitszustand der Dorfbevölkerung insgesamt gut erscheint. Wir sind in Tula zudem noch nicht ein einziges Mal einem fettleibigen Menschen begegnet.
Das Leben im Dorf Tula ist geprägt von der Selbsternährung, vom Feld- und Gartenbau. Geackert wird wie vor 2000 Jahren mit einem von zwei Ochsen gezogenen Holz-Hakenpflug. Die noch einfachere Variante des Ackerns geschieht in Teamarbeit mittels Grabstöcken, indem vier bis fünf Männer im Rhythmus gleich-zeitig große Erdschollen aus der Fläche herausbrechen und umdrehen. Die Wohnhütten (Tukuls) liegen verstreut zwischen den kleinen Feldern, Gärten und Falsche Bananen-Plantagen. Die traditionelle Wohnhütte ist ein großer runder Lehmbau, gedeckt mit Stroh. Diese großen Hütten (bis 12 m Innendurchmesser!) beherbergen praktisch die ganze Familie samt dem Viehbe-stand. In der Mitte der Hütte brennt in der Regel ein offenes Feuer, das zum Kochen dient, den Raum aber – da es keinen Abzug gibt – oft genug mit beißendem Rauch erfüllt.
Seit Jahren wird nun aber diese traditionelle Rundhütte ergänzt durch einen meist rechteckigen hohen Lehmbau, der mit Wellblech abgedeckt ist und zur „Verschönerung“ verschiedene Dachaufbauten zeigt. Die Lehmwände sind nicht selten mit grüner oder blauer Ölfarbe angestrichen. Diese großräumigen Nebengebäude dienen meist der Versammlung der Familie und der Nachbarn. Z. T. – wie in unserer Familie – beherbergt dieses Gebäude auch noch einen Lager- oder Schlafraum. Neue Luftbildaufnahmen zeigen im Vergleich zu früheren Aufnahmen, dass der Anteil der blechgedeckten Hütten rapide zunimmt.

Elektrifiziert ist meist die traditionelle Rundhütte, da sie immer noch der eigentliche Lebensraum einer Familie bildet. Im öffentlichen Stromnetz dürfte hier keine Elektroinstallation vorgenommen werden, da diese nur in Wellblechhütten erlaubt ist. In dieser Weise wird durch unser „Mikronetz“ möglich, was sonst nicht möglich wäre.

10. Unser Leben in Tula

Wir sind in Tula recht gut eingerichtet. In einer großen rattensicheren Kiste lagern vier 2-Mann-Zelte sowie ein großes 4-Mann-Tunnel-Zelt mit großem Vorraum, zudem einige Decken, Matratzen und Schlafsäcke. Die Küche ist praktisch voll ausgestattet. Gekocht wird mit zwei traditionellen Holzkohlekochern und einer elektrischen Induktionsplatte. Ein Tisch musste in diesem Jahr wieder aus einer Kabeltrommel und Restbrettern zusammengezimmert werden, da unser Gruppen-tisch vom vergangenen Jahr „abhanden“ gekom-men war. Unter einem Solardach gibt es eine Kaltdusche (sogar mit Duschvorhang!), denen Wasserreservoir mittels einer Pumpe aufgefüllt werden kann. Ansonsten erlebt man, mit wie wenig Wasser man sich sonst waschen kann.
Eine „Sitztoilette“ gibt es seit ca. 2016, die aber vor unserer Abreise regelmäßig mit Wellblech vor nicht ganz sachgemäßen Benutzern gesichert wird. Daneben steht die äthiopische Alternative, die allerdings nur aus einem Loch besteht. Die Kunststoffplane bietet freilich mehr Sicht als Schutz.

Was wir essen und trinken?
Dank unserem Koch Werner Hofmann mussten wir nicht darben. Mitgebrachte Konserven aus Deutschland, Salamis, Käse und Fischdosen kombinierte er mit einheimischem Gemüse zu schmackhaften Malzeiten. Trinkwasser gibt’s nur aus der Flasche, Koch- und Waschwasser vom nahegelegenen Dorfbrunnen. Es wird in Plastkanistern herangekarrt. Viele Dorfbewohner haben weite Wege zu diesem Brunnen. Zu unserem Glück gibt es in Tula nun zwei Bezugs-quellen für Limo und Bier, nicht gerade billig, aber schmackhaft.
Erfrischend für uns auch die lebendigen Beziehungen zur Dorfbevölkerung, besonders zu den Kindern, denen wir mit Fußbällen und Frisby-Scheiben eine große Freude bereiten konnten. Manche fröhliche Spielrunde gab es auf unserem Zeltplatz. Ein besonderes Erlebnis: Mittels mitgebrachter Materialien konnten wir einen Drachen bauen, den wir zum großen Erstaunen einer großen Zuschauerschar der Dorfkinder steigen ließen. Solche Einlagen erfreuen die Herzen und stärken das gute Miteinander im Dorf.

Leider blieben wir freilich auch vor Diebstählen nicht gefeit, die auf wenige – uns durchaus bekannte - Personen zurückzuführen waren. Dies war für uns durchaus auch eine ernüchternde Erfahrung und lässt uns vorsichtiger sein. Wir ahnen oft nicht, mit welchen Werten wir selbstverständlich umgehen, die da oben für die Menschen einen unvergleichlich höheren Wert haben.

11. Perspektiven

Wir sind sehr dankbar, dass der Netzausbau in Tula in Kürze abgeschlossen sein wird. Danach können sich die Dorftechniker verstärkt der Wartung des Netzes samt Masten kümmern, was – wie bereits ausgeführt – dringend notwendig ist.

Unsererseits kommen auf uns nächste Schritte zu:

  1. Wiederinbetriebnahme der Windkraftanlage (Windregler). Dies hatten wir uns bereits 2023 für 2024 vorgenommen. Es musste aber zurückgestellt werden, da der Hersteller des Windkraftreglers nicht rechtzeitig liefern konnte.
  2. Verstärkung der Leistung durch Installation von sog. Balkon-PV-Anlagen.
  3. Konkretisierende Überlegungen zur Schaffung eines Werken-Kabinetts in der Schule (ggf. als Ergebnis einer Schulpartnerschaft zur Görlitzer Schule)
  4. Realisierung einer Partnerschaft zur Technischen Universität Hossaina. Dieses Ziel hatten wir uns bereits 2023 gesetzt. Es erweist sich aber als außerordentlich schwierig, wirklich eine Bindung mit Kontinuität herzustellen. Die Begeisterung für solch eine Beziehung ist anfänglich immer sehr groß. Das wirkliche Zustandekommen einer Partnerschaft bleibt dem gegenüber aber sehr zurück.

12. Gesamtkosten der Projektfahrt 2024: Ca. 13.500 Euro

Die direkten Gesamtkosten für diese Reise betrugen knapp 10.500 Euro*. Hauptkosten entstehen durch Transporte, Einkäufe von Materialien in Äthiopien, die Bezahlung von dringend benötigten Mitarbeitern (Übersetzung, techn. Hilfe …) und Übernachtungskosten. Dazu kommen die Kosten für mitgenommene Elektrokomponenten in Höhe von ca. 3.000 Euro.

*ohne Flug- und Verpflegungskosten. Die Kosten für Flüge und Verpflegung wurden durch die Teilnehmer privat getragen.

Wir sind unglaublich dankbar, dass unsere sehr bescheidene Finanzlage noch im November 2023 (auf unserem Konto waren ca. 4.500 Euro) durch eine Spendenaktion über Weihnachten und Neujahr so aufgebessert werden konnte, dass unsere Aktion im Januar/ Februar 2024 finanziell vollständig abgesichert war. Ganz herzlichen Dank allen Spendern!
Für weitere Projektschritte 2025 sind wir wieder auf die finanzielle Hilfe von Spendern angewiesen. Hier werden wir erhebliche Mittel für den Kauf des Windreglers, zweier Mikrowechselrichter sowie für den Kauf von PV-Platten in Äthiopien aufbringen müssen.

13. Dank

Unser Dank gilt allen Projektteilnehmern, die unter hohem privaten finanziellen Einsatz und unter eigenem Risiko sich auf solch eine Projektfahrt eingelassen haben. Wir danken allen Spendern, die diese Arbeit überhaupt möglich machen. Wir danken den Firmen Jarschel&Vater, Choren, für ihr Entgegenkommen bei Materialbeschaffungen. Wir danken der Firma „Mummert Media“ aus Dresden, die kontinuierlich unseren Internetauftritt gestalten und die Flugbuchungen realisierte.
Wir danken der Agrargenossenschaft Starbach-Sachsen (ASS) und Vereinsmitgliedern für die Realisierung des Gruppentransportes zum und vom Flughafen Leipzig.
Wir danken unserem äthiopischen Freund Wolde Giorgis Demissie sowie seiner in Addis Abeba lebenden Familie für alle Hilfe.

gez. Dr. J. Hahn
Vors. „Windenergie Äthiopien e. V.“

Fotos: Jochen Hahn

Spendenkonto

Windenergie Äthiopien e.V. :
LKG Sachsen/KD-Bank
IBAN DE81 350 601 901 600 076 015
BIC GENODED1DKD  

Zurück